Harmonie

Diese Sucht nach Harmonie, nach Schönheit, nach Wohlklang, wo liegt ihr Ursprung? In den Widerwärtigkeiten der Welt? Dem Widerständigen? Ihrer Unvollkommenheit? Oder…?

20 Antworten zu “Harmonie

  1. Gregor Keuschnig 4. Oktober 2011 um 3:31 pm

    Im Wissen um die Endlichkeit. (Daher ist sie zumeist bei älteren Menschen ausgeprägt.)

    • metepsilonema 5. Oktober 2011 um 8:39 pm

      Hm, die Endlichkeit als eine Art „Missklang“ (?). Mir ist der Gedanke noch nicht ganz klar. Meinst Du, dass Harmonie über die Endlichkeit (also uns selbst) hinaus weist? Oder dass das Leben – quasi – zu kurz ist (erscheint) um es unharmonisch zu leben?

  2. Gregor Keuschnig 6. Oktober 2011 um 9:41 pm

    Das (Vor-)urteil ist ja das der Altersmilde: Leute werden nachgiebiger und ruhiger. Vielleicht hat es mit dem näherkommenden Tod zu tun?(Das darf nicht mit Gleichgültigkeit oder gar Apathie verwechselt werden.)

  3. blogozentriker 7. Oktober 2011 um 10:52 am

    Wo, werter mete, siehst Du denn aber nur diese Sehnsucht nach Harmonie? Außer in Bachblütenkreisen und in der Werbung? Und, um das nicht zu vergessen, in der Barack-Obama-Begeisterung damals?

  4. Gregor Keuschnig 7. Oktober 2011 um 3:26 pm

    Ich sehe diese Sehnsucht fast überall (im „RL“). Aber ich war ja nicht gefragt.

  5. blogozentriker 7. Oktober 2011 um 6:52 pm

    Ich bestehe auf Beispielen, sonst kann das Spiel nicht gewertet werden!

    • metepsilonema 9. Oktober 2011 um 9:47 am

      Nimm einen kleinen, „alltäglichen“ Bruch, der sich nicht von einem auf den anderen Tag erübrigt, aber auch keinen fundamentalen, etwas Ärgerlich-frustrierendes, das sich entgegen der eigenen Bemühungen z.B. im Beruf einstellt (immer wieder). Kundenunzufriedenheit, vielleicht. Und ab dem Moment wo Du zu Hause bist, spätestens da, möchtest Du weg davon, hin zu einem harmonischeren Erleben von Zeit.

      An so etwas dachte ich.

  6. blogozentriker 7. Oktober 2011 um 7:03 pm

    Wenn generell — also ohne dieses leise „Die Zeiten werden immer ärger“-Gejammer — die Frage gestellt sein sollte nach dem Drang des Menschen nach Harmonie und Schönheit, dann glaube ich auch, dass dafür die Bestialität, Unberechenbarkeit und schreiende Hässlichkeit des nackten Faktischen da draußen zur Verantwortung zu ziehen wäre — wenn all diese Dinge Verantwortung nicht mit viehischem, penetrantem Meckern von sich wiesen. So wie man ja auch sagt: „Er säuft sich seine Frau schön.“

  7. phorkyas 8. Oktober 2011 um 5:14 pm

    OK.
    1. Gedanke: Symmetriebevorzugung ist ein Charakterzug, hat also nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun. Wie meine Mutter, bin ich auch so ein Harmonie-Süchtler. Nicht nur was das gegenseitige miteinander-Auskommen angeht, sondern, ich sehe das auch in meinem Hang zur Physik und Mathematik. In der es auch um Symmetrie und Schönheit gehen kann.
    2. Wollte ich da ein Beispiel nehmen: die jungen Wilden der Quantenmechanik – und gerade das könnte doch als Gegenbeispiel dienen. In den Briefen von Bohr an Einstein ist die Enttäuschung, dass dieser sich dieser neuen Revolution der Physik nicht anschließt richtig greifbar: Wie dieser kam man nicht umhin, alles über den Haufen zu werfen.. warum war er bei diesem Umsturz nicht dabei? War er schon zu alt? Zu sehr in seinem klassisch-deterministischen Weltbild verfangen?
    OK. Ich entferne mich zu sehr vom Gegenstand. Also lassen sich hier vielleicht doch diese groben Vereinfachungen vornehmen: Einstein und Heisenberg kippten ganze Weltbilder, aber im Alterswerk versuchten sie sich auf die Gesamtschau der Dinge, ihre vereinheitlichte Feldtheorie, einen Kosmos in (göttlicher) Harmonie und Symmetrie – den sie beide nicht fanden…
    3. Leider weiß ich nicht mehr genau wo (vielleicht beim Cassirer), wurde auch in der Philosophie von diesem großen Systembau gesprochen, wie bei Kand oder Hegel, was ja vielleicht eine ähnliche Tendenz darstellt: den Versuch die Welt oder einen Teil in ihrer Großartigkeit abzubilden. Ist dies nun ein Prozess der Reifung – bis wieder ein paar Jungspunde kommen und alles kurz und klein hauen? (Cassirer führt dann glaube ich auch aus, dass das nachkommenden Jahrhundert, von dem seine „Philosphie der Aufklärung“ hauptsächlich handelt, dieses systemische gerade aufgab)
    (2 1/2 : 1 1/2? – Und wer legt überhaupt die Regeln fest, was wird hier für ein Spiel gespielt…)

    • metepsilonema 9. Oktober 2011 um 9:57 am

      Du stellst die Frage ob Harmonie (oder besser noch: Schönheit) mit dem Erkennen oder Schaffen von Strukturen zusammenhängt? Ich glaube ja, was auch Schönheit von Kunst oder Mathematik (Wissenschaft) erklären könnte. Nicht aber harmonisch erlebte Zeit. Oder?

      Und wer legt überhaupt die Regeln fest, was wird hier für ein Spiel gespielt…

      Ich. Und wenn Du Dir die Zeitlupe ansiehst, wirst Du erkennen, dass der Ball nicht über der Linie war: Lattenpendler! Der Ausgleich muss leider aberkannt werden.

    • metepsilonema 9. Oktober 2011 um 10:01 am

      Noch zum Charakterlichen: Mir scheint vor allem das Aushalten von unharmonischen Zuständen eines zu sein. Es gibt Menschen die gerne streiten, denen aufbrausende Gemüter nichts ausmachen — andere wiederum flüchten am liebsten bei der kleinsten Erregung oder versuchen diese zu dämpfen.

  8. phorkyas 9. Oktober 2011 um 8:47 pm

    Zu zweiteren gehöre ich. Schon eine erhobene Stimme ist mir zuviel. Da suche ich sofort einen Ausgleich herzustellen.

    (Was Musik angeht, mag ich aber lieber so etwas: http://www.youtube.com/watch?v=mMa4vHBCNEE )

    PS. Ich wollte schon einen halben Punkt für jeden zählen, aber da hat der Schiedsrichter wohl recht: halbe Tore gibt es nicht..

    • metepsilonema 10. Oktober 2011 um 8:18 pm

      Ich bin, was diese Art von Musik betrifft leider völlig blank, schon was die Hörerfahrung anbelangt. Allerdings habe ich mir bereits lange vorgenommen, mich heran zu wagen (man trifft selten jemand dem sie gefällt.).

      Da die Beziehungen der Töne zu einander aufgehoben sind, liegt der Reiz bzw. die Schönheit, wohl im entdecken der Tonreihen bzw. ihrer Abfolgen (so stelle ich es mir zumindest vor).

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