Perversling!,

schallt es jenem Intellektuellen entgegen, der die Tätigkeit seines Verstandes, die gerade eben kalt geheißen wurde, aus der Sicht des beherrschten und sezierten, quasi objektivierten Subjekts, nachdem er sie etwas vorschnell als freudebringend verteidigt hatte.

18 Antworten zu “Perversling!,

  1. blogozentriker 25. Januar 2012 um 12:47 pm

    Sag mal, fehlt hier nicht ein Verb?

    • metepsilonema 25. Januar 2012 um 1:43 pm

      Ich glaube nicht, aber vielleicht kannst Du mir sagen wo?

    • Phorkyas 25. Januar 2012 um 1:57 pm

      Das kam mir auch so vor. Ich glaube, es geht auch ohne, aber dann bricht der Satz bei dem „nachdem“ etwas auseinander, möchte ich meinen: das „sie“ bezieht sich doch auf die Tätigkeit des Verstandes und dieses eingeschobene aus der Sicht des beherrschten und sezierten, quasi objektivierten Subjekts ist für mich vom Bezug nicht so glasklar bzw. sperrt es die beiden Teile auseinander. Ich nehme an, dass der Einschub sich auf die Verstandeskälte bezieht, aber dann verstehe ich das Passiv nicht, weil es doch der Verstand des Subjekts ist, der kalt ist und könnte daher nicht ebenso „beherrschenden, sezierenden, objektivierenden“ dort stehen?

      (Ich hätte auch eine leichte Präferenz für „gehießen“ statt „geheißen“ und „lustbringend“ statt „freude-„, aber das ist persönlicher Geschmack.)

      • metepsilonema 25. Januar 2012 um 2:58 pm

        Ja, das kann ich besser nachvollziehen.

        Lustbringend alleine finde ich zu plakativ und es würde kaum jemand verwenden, der sich verteidigen möchte (aber grundsätzlich hast du recht, Freude und Lust treten oft gemeinsam auf oder sind nicht immer scharf zu trennen).

        gehießen – geheißen: Das ist mir erst nach dem Veröffentlichen aufgefallen, mal sehen. So vielleicht besser?:

        Perversling!, schallt es jenem Intellektuellen entgegen, dessen Verstandeskälte gerade von dem beherrschten, sezierten und objektivierten Subjekt hervorgehoben worden war, nachdem er seine Tätigkeit, vorschnell antwortend, als freudebringend verteidigt hatte.

  2. blogozentriker 25. Januar 2012 um 6:10 pm

    Wäre das inhaltlich richtig?
    „Perversling!, schallt es jenem Intellektuellen entgegen, der die Kälte seiner Verfahren ausgerechnet dem beherrschten, sezierten und objektivierten Subjekt gegenüber vorschnell als Lustgewinn verteidigt hatte.“

    • metepsilonema 25. Januar 2012 um 10:50 pm

      Ja, aber er verteidigt sich, weil er sich selbst nicht für gefühlskalt hält, und tatsächlich: Er tut was er tut, weil ihn seine Emotionen führen.

      • blogozentriker 26. Januar 2012 um 10:09 am

        In Wahrheit aber IST er gefühlskalt? Ich meine, es gibt ja auch verdammt kaltherzige Emotionen.

      • metepsilonema 26. Januar 2012 um 3:15 pm

        Ich glaube, das ist eine Frage der Leserichtung — ist jemand kaltherzig, der tut, was seine Leidenschaft von ihm verlangt? Oder sagt das noch gar nicht genug?

      • Phorkyas 26. Januar 2012 um 8:03 pm

        In Wahrheit aber IST er gefühlskalt? In der Tat: Wer schreibt hier wem etwas zu? Der Erzähler bezeichnet einen als intellektuell, der von jemand anderem (?!) ob seiner Verstandeskälte geziehen wird. Dieser wiederum wird nur als „beherrschtes, seziertes und objektiviertes Subjekt“ geführt – vom Intellektuellen oder auch von der Erzählstimme? (Mir kommt diese Zuschreibung beinahe etwas mutwillig vor, dass ich sie fast dem Intellektuellen zuordnen möchte.)

        Nach wie vor bin ich irritiert. (confused but on a higher level?) Es soll also um jemanden gehen, der Leidenschaft für rein Geistiges/Verstandesmäßgies spürt, das ist der Intellektuelle?

  3. blogozentriker 27. Januar 2012 um 12:47 pm

    „Nachdem ich ihr meine Ansicht über ihre Gefühle in aller Seelenruhe auseinandergesetzt hatte, schleuderte sie mir voller Abscheu entgegen: – Wie kannst du mein Geheimstes, das Innere meines Herzens mit solcher Kälte behandeln? Als wäre ich eine Mikrobe unter deinem Mikroskop?
    – Aber nein, sagte ich lächelnd, was gibt es denn Lustvolleres, als diese Seelendinge so recht kühl zu analysieren? Das schafft nicht nur Klarheit, es erlöst uns auch von …
    – Perversling!, kreischte sie, mit Mühe nur sich beherrschend.“

    • metepsilonema 30. Januar 2012 um 5:35 pm

      Ich meinte den Aufstand des Gefühls gegen den Raster, gegen die Kategorisierung. Weil mein Verstand dich einordnet (z.B. als Konsumsubjekt), wehrst du dich, weil du das anders siehst: Als kalt erfährst du die Einordnung, als kalt deine Objektivierung. — Der Intellektuelle empfindet das so nicht, weil sich sein Herz über der ordnenden Tätigkeit erwärmt.

      • blogozentriker 30. Januar 2012 um 6:19 pm

        Aber ist denn der Intellektuelle nicht einer, der sich eh in die Kälteregionen geflüchtet hat? Und sind also seine Erwärmungen nicht traurig sibirischer Art?

      • metepsilonema 30. Januar 2012 um 6:46 pm

        Das kommt darauf an mit wem man vergleicht — sibirische Erwärmungen sind für den, der die Wüstensonne nicht kennt (oder kennen kann), vielleicht trotzdem eine.

        Außerdem: Die logischen Turmbauten sich von ausgesprochener Schönheit! (Habe ich mir sagen lassen.)

      • phorkyas 1. Februar 2012 um 9:31 pm

        @mete: Aber begibst du dich dann nicht in den Kampf von Fremd- und Selbstbild, der vielleicht nicht mehr unbedingt etwas mit Intellektualität zu tun hat. (Oder du näherst dich dem Problem, den das Lebendige oder der Mensch für den Intellektuellen oder Wissenschaftler darstellt – aber könnte der nicht genauso feststellen, dass alle seine Modelle nicht reichen und so die Person oder den Menschen wieder in all seinen Glanz und Glorie setzen?) – mir erscheint Blogos Umschreibung jetzt sehr schlüssig und klar. Nur die Geschlechterrollen finde ich etwas stereoty verteilt (könnte der „er“ nicht auch Verena Meierchen sein?).

      • blogozentriker 2. Februar 2012 um 11:42 am

        „Nachdem ich ihm meine Ansichten über seine Gefühlsduselei in aller Seelenruhe auseinandergesetzt hatte, schleuderte mete mir voller Abscheu entgegen: – Wie kannst du mein Geheimstes, das Innere meines Herzens mit solcher Kälte behandeln, Verena? Als wäre ich eine Mikrobe unter deinem Mikroskop? – Aber nein, sagte ich mit sanftem Lächeln, was gibt es denn Lustvolleres, als all diese Seelendinge so recht kühl zu analysieren? Das sorgt nicht nur für innere Klarheit, es erlöst uns auch von …
 – Perverslingin!, kreischte er da los; sichtlich kostete es ihn große Überwindung, nicht auf mich einzudreschen.“

      • metepsilonema 4. Februar 2012 um 11:30 am

        @Phorkyas
        Es sind einfach zwei Stimmen, die um ein Problem kreisen, das man beschreiben kann wie Du es tatest — oder man könnte es auch mit „Herrschaft“ benennen.

        Warum sollten Selbst- und Fremdbilder nichts mit Intellektualität zu tun haben?

        [Die logischen Turmbauten sind natürlich von ausgesprochener Schönheit — Entschuldigung!]

    • Phorkyas 2. Februar 2012 um 12:13 pm

      Mikrobe oder Fadenwurm.. Die Perverslingin ist schon – ist das nicht diskriminierend? Frauen mutet man einfach nicht zu pervers sein. Weder Lustmolch noch Perversling sind sprachlich in die weibliche Form transponierbar…

      ..und würde der mete auf jemanden eindreschen? Oder wäre er vielleicht sogar hilflos vor Wut?

  4. Gregor Keuschnig 27. Januar 2012 um 1:43 pm

    Perversling – doppelte Beschimpfung: Perverser im Diminutiv. (Nicht mal zum „Perversen“ reicht es!)

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