Rückkehr und Stimmen: 3. Fort und wieder: zurück.

Meinen Alltag habe ich als ein Fremder betreten und nicht einmal von seinen Zumutungen kann ich sagen, dass sie die meinen wären: Beide, Bekenntnis und Nötigung, bleiben mir versagt und das Tagwerk, das stets gierig nach mir verlangt hatte, sah mich nicht einmal an: So blieb ich sitzen, bis es Abend wurde, rauchte, trank Tee und ließ die Zeit vergehen.

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Nicht, dass ich etwas nicht wieder erkannt hätte: Dafür war ich nicht lange genug fort gewesen, aber über allem lag eine Aura, die man nur an den Orten findet, die man zum ersten Mal betritt und zu erkunden beginnt: deren Atmosphäre man auffängt und die man in ihrer Lebendigkeit erfährt: Jede routinierte Alltäglichkeit war verschwunden!

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Werde ich, fragte ich mich, nachdem ich mich in dieser Vielgestaltigkeit wiedergefunden hatte: mein Vertrauen in die Dinge und Gewohnheiten wiedergewinnen? Ich ging wie ein Tourist durch die Straßen und ließ mich treiben: so war ich zurückgekehrt, nein: geworden, als ich zu Hause ankam: Ein Vertrauen war mir abhanden gekommen, ein selbstverständliches, nicht tiefgehend, aber notwendig, das mir bislang nicht einmal aufgefallen war und das aus der Verdichtung des Gewohnten entstanden sein mag: Man gewöhnt sich an etwas und irgendwann springt es auf deine Seite, du aber bemerkst es erst, wenn du dich ein Stück weit entfernt hast, eine solche Art von Vertrauen: Es wird, dachte ich mir: durch einen Prozess von Abnutzung, früher oder später, von selbst wiederkehren.

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Du wirst dich bald und wie zuvor an alles gewöhnen: Meine erste Erwartung und so alt wie die Welt, aber nichts geschieht und immer noch stehe ich ohne Anbindung und Nähe inmitten von Menschen und Dingen: Sie waren geordnet geblieben, meine Routinen begannen zu funktionieren und ich beschloss ihnen zu folgen, nichts weiter zu entscheiden oder zu erzwingen und nach Gründen und Ursachen, in mitten dieses tiefgehenden Widerspruchs von Wissen einer- und Erleben andererseits, zu suchen.

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Schon bewege ich mich mit einigem, nicht dem gewohnten, Geschick: Aber ich mag es!: Nichts war sattsam bekannt oder abgestanden, die Schattierungen erschienen mir unbekannt, herausfordernd und jedes Detail nahm ich mit Freude entgegen: Ein Vertrauen, das abhanden gekommen war, eine Art Bruch: Ist das der Grund warum wir, von Zeit zu Zeit, gehen? Warum wir aufbrechen, ja: aufbrechen müssen? Der Staub des Schiefers klebt noch an meinen schweren, ledernen Schuhen: Ob der alte Geschmack wiederkehrt?

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Wir gehen, soviel steht fest: Fiebrig wurden meine Träume, bis es endlich los ging: Vielleicht ist es eine Gier nach dem Leben, danach intensiver zu leben? Dazu gehört der Abschied: Ein Abschied ist, wenn man geht und die anderen bleiben.

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Die Frage, die eine jede Rückkehr stellt, wird beantwortet durch sie selbst, durch den Bruch, der das Nach vom Davor abhebt: Am deutlichsten nimmt er sich vielleicht dort aus, wo das, was wir erhaben nennen, alles Alltägliche verdrängt: Eine Überwindung, für kurze Zeit, so wie sich jeder Gipfel erhebt, über irgendetwas anderes.

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