Die Dinge ansehen und betrachten, ja, aber ordnen!:

das ist unmöglich.

6 Antworten zu “Die Dinge ansehen und betrachten, ja, aber ordnen!:

  1. snoopylife 12. August 2013 um 9:38 am

    Aber wir versuchen es. Immer wieder…

  2. Andreas Wolf 12. August 2013 um 9:46 pm

    Ich war gestern den ganzen Tag im Botanischen Garten und war völlig fasziniert davon, wie hier auch noch neben dem unscheinbarsten Kraut ein Täfelchen mit dem lateinischen Namen stand: Gattungs- und Artname, säuberlich geordnet. Das war für mich sehr lehrreich, hatte ich doch zum Beispiel keine Ahnung gehabt, dass der Apfelbaum der Familie der Rosengewächse angehört. Diese Ordnung des Lebendigen fasziniert mich schon seit längerem, es geht ja auf Carl von Linné zurück, der diese Nomenklatur erfand, und für die Einordnung der Lebewesen in ein System des Lebendigen auch eigentlich keine anderen Werkzeuge zur Verfügung hatte, als seine Augen. Er sah also an, betrachtete mit größtmöglicher Genauigkeit, und ordnete dann ein. Ein unglaubliches Projekt angesichts der ausufernden Vielfalt des Lebendigen. Ein Biologenfreund erzählte mir mal, dass man heute, wo Evolutions- und Vererbungstheorie etabliert sind und man DNA-Analysen macht usw., im Grunde feststellt, dass Linnés taxonomische Ordnung, die er nur durch äußerliche Beobachtung aufstellte, auch ziemlich genau die tatsächlichen Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Lebewesen widerspiegelt. Verblüffend selten gäbe es den Fall, dass man eine Art aufgrund der neueren Analysen einer anderen Gattung zuordnen müsse, als Linné es getan hat. (Aber klar, nicht jeder ist ein Gigant wie Linné, und auch wenn ich mein Blog mal leichtfertig „Sichten und Ordnen“ genannt habe, maße ich mir nicht an, irgendwas von dem Gesichteten auch nur im Geringsten einordnen zu können, im Gegenteil: alles fließt immer nur an mir vorüber, ich schaue staunend zu, ein bisschen was davon schreibt man unbeholfen mit, aber es fehlt vollkommen ein Ordnungssystem für all die Eindrücke und Einprägungen.)

    • metepsilonema 12. August 2013 um 11:02 pm

      Ich weiß nicht: Meines Wissens ändert sich gerade die Gattungsebene am häufigsten; und was die Verwandtschaftsbeziehungen betrifft, steht die klassische Morphologie recht oft diametral gegenüber den neuen molekularen Methoden.

      Linné erfand die binäre Nomenklatur richtig, aber: Damals war die Evolutionstheorie noch nicht etabliert und Linnés System spiegelte noch nicht notwendiger Weise Verwandtschaftsbeziehungen der Arten untereinander wieder, was heute der Fall ist (oder sein sollte).

      Ich staune mittlerweile am liebsten über die Schönheit und Vielfalt der lebendigen (und: leblosen) Natur; faszinierend ist allerdings der Blick und die Genauigkeit, die man gewinnt, wenn man sich an der Bestimmung von Arten versucht (ebenso: was man dabei entdecken kann).

      Nichtordnen bedeutet (auch) sein lassen (können), zurücktreten, beobachten, schauen, aber nicht: Hand anlegen. — Ist das nicht genauso wichtig?

      • Andreas Wolf 12. August 2013 um 11:43 pm

        Ich glaube, beides ist wichtig: Zurücktreten und Beobachten, gerade in menschenfernen Naturdingen, ohne einzugreifen und ohne zu werten. Einfach nur anschauen und überhaupt mal sehen, die meisten schauen ja über die ganzen Käfer und Kräuter ganz besinnungslos weg. Aber dann ordnet man unwillkürlich ja doch wieder ein, man kann ja gar nicht anders: hält also dies oder jenes für gut oder schlecht, schön oder hässlich usw. Die biologischen Bestimmungen sind ungleich genauer, das finde ich so schön an dieser Wissenschaft. Um ein Haar hätte ich Biologie studiert, dann entschied ich mich doch für Philosophie und Literatur. Eine Entscheidung, die ich heute fast bereue, dann aber doch wieder nicht, weil ich auch nicht in einem sterilen Labor sitzen möchte und DNA-Sequenzen analysieren. Dann doch lieber als Unwissender den Käfern und Pilzen nachsteigen und im Kosmos-Naturführer nachblättern, wie die Viecher heißen.

        • metepsilonema 14. August 2013 um 10:08 pm

          Schönheit springt einen unvermittelt an, das würde ich noch nicht als ordnen oder kategorisieren bezeichnen (nicht in dem diskutierten „biologischen“ Sinn).

          Das stimmt zwar nur ungefähr, aber bei mir war es umgekehrt: das Interesse an Literatur kam spät(er).

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