Orientierung
- Anschauungen und Betrachtungen
- Beiläufiges
- Diskurs und Demokratie
- Erzählungen
- Essays
- Inneres
- Kunst
- Kurzgeschichten
- Maximen
- Medien
- Miniaturen
- Moderne, Postmoderne, Freiheit
- Musik
- Naturwissenschaft und Erkenntnistheorie
- Novellen
- Pädagogik
- Politik (grundsätzlicher)
- Religion
- Rezensionen
- Splitter
- Tagespolitik
- Verlyrisierungen
- Vermischtes
Kommentare
- Form und Plastizität – Lyriost – Madentiraden ++++ Gedichte – Gedanken – Kulturkritik bei Ideal
- marcozander bei Egoist, Egozentriker und Egomane — drei Skizzen
- Gerd Falter bei Egoist, Egozentriker und Egomane — drei Skizzen
- metepsilonema bei Egoist, Egozentriker und Egomane — drei Skizzen
- Martin bei Egoist, Egozentriker und Egomane — drei Skizzen
mete zwitschert
- RT @GregorKeuschnig: Verhüllung und Moderne -> bit.ly/2mct3nn 5 years ago
- RT @GregorKeuschnig: Erzählung "Tage und Rechtfertigungen" -> bit.ly/2fHBGSv 5 years ago
Ist nicht eher Erzählen Arbeit am Nichtverlorensein — und darum Trost?
Schön, wieder vom epizentriker zu lesen!
Wenn man jede Erzählung und jedes Erzählen (noch) als Etwas gegenüber dem Nichts, als Stärkung gegenüber dem Gefühl des Verlorenseins, auffassen kann, dann möchte ich diesem schönen Gedanken in seiner Allgemeinheit gerne zustimmen. — Aber: Kann man das?
Na ja, es ist, das ist meine feste Überzeugung, der Grund, warum wir erzählen. Wir ziehen dem Abgrund einen Boden ein. Einen Boden aus Worten. Was natürlich, daher wohl die skeptische Reserve Deinerseits, etwas gänzlich anderes ist als: Genau wissen, was zu tun ist und warum. Wonach man sich im Grunde seines Herzens vielleicht sehnt, nach dieser uneinholbaren Gewissheit. Es ist etwas Tastendes, ein Tasten im Unzuverlässigen, das Erzählen, wie ein Blinder sich mit seinem Stock eine Straße entlang tastet. Fährt ein Auto auf den Bürgersteig, das weiß er, dann hat er keine Chance!
Hm, nein, meine Skepsis kommt aus einer anderen Richtung: Kann man (muss man) alles Erzählen so deuten oder gibt es Erzähltes, das dem widerspricht, quasi den Boden eher weg- denn einzieht (zudem ist das eine quasi existenzielle Deutung, die man im Grundsatz nicht teilen muss, man kann Literatur z.B. auch als Spiel auffassen)?
Den Boden wegziehen — das scheint mir tatsächlich nicht der Sinn des Erzählens zu sein! Vielleicht mal einen gläsernen Boden ausprobieren, oder einen aus Holz, einen aus Stein, Granit, Marmor, Laminat. Sicher! Jederzeit gern! Die Bodenlosigkeit aber scheint mir eher aus der ABWESENHEIT des Erzählens zu kommen! (Ich meine natürlich ein existentielles Erzählen, ein naturgegebenes, keines, das aus der Nachfrage nach Erzählern käme!)
Kein Erzählen, das sich ausschließlich aus der Nachfrage ergibt, gut.
Aber probieren wie es ohne Boden aussieht (aussehen könnte), das müsste man schon hinzunehmen, oder? Erkundungen, Selbstbefragungen gewissermaßen, nicht als Prinzip, aber als (notwendige) Möglichkeit. Eine Vorstellung von Abwesenheit, die ja etwas anderes ist, als die tatsächliche (als Thema des Erzählens).
In den Mythen, da wo das Erzählen herstammt, war es vielleicht noch möglich einem Stamm oder einem ganzen Volk einen Boden zu verleihen (vielleicht diente die Erzählung ja auch als Rechtfertigung den Boden einzuzäunen oder für sich zu reklamieren). Erzählungen oder Bilder, deren verleimte Rahmenkonstruktionen noch den Erdkreis umspannten, während wir heute gut fregeisch nur die Dinge in die Leerstellen unserer Prädikate einsetzen dürfen oder alle Welt- und Wetteraussagen gleich dem Kalkül und den Algorithmen der Maschine zum Fraß vorwerfen?