Wann immer der Begriff Ressource in einem nicht-ökonomischen Kontext auftaucht, z.B. in Form von personalen oder sozialen Ressourcen, sollte man auf der Hut sein: Er verweist auf eine funktionelle Kaperung von etwas, z.B. der Beziehungsfähigkeit einer Person, das im Wesentlichen einer anderen Logik gehorcht, meist einer Seins- oder Unverfügbarkeitslogik, das aus seinem Kontext heraus gelöst und in einen funktionellen Rahmen gestellt wird: Beziehungsfähigkeit wird nicht mehr im Zusammenhang mit den dazugehörigen Personen gesehen, sondern als Fähigkeit, als Potenzial, etwas zu erreichen, sie wird nutzbar gemacht bzw. erhält der Nutzbarkeitsgedanke ein Übergewicht*. Und: Was noch nicht genutzt wird, kann oder sollte das in Zukunft werden. — Es ist, als ob das Denken von Managern zur neuen Leitorientierung geworden ist. Dieses Denken muss nicht zwangsläufig und überall zu schlechten Ergebnissen führen, aber man muss sich doch wundern, dass dies in Disziplinen wie der Pädagogik, in der Ausbildung oder in Schulen mittlerweile zum Standard geworden zu sein scheint. — Dem Ressourcenbegriff ist der Kompetenzbegriff verwandt, er entstammt demselben Denken und diese beiden scheinen nur durch ihre „Auslastung“ zu trennen zu sein. Man fördert heute also Kompetenzen und verweist auf Ressourcen (Potenziale), zergliedert also Person und Persönlichkeit und lernt diese nicht als ganze, um ihrer selbst willen zu schätzen, um von diesem Punkt aus eine dem Lernen dienende Beziehung zu schaffen: Ein Irrsinn. Und wohl das Ende dessen, was man einmal Bildung nannte (und womit heute nahezu alles Lernen, jede Ausbildung und Entwicklung bezeichnet wird, nur nicht das, was sie eigentlich ausmacht und ist).
*Man vergleiche die Formulierungen: Hans hat viele Freunde. Hans ist ein empathischer Mensch. Hans ist sozialkompetent. Hans besitzt die Ressource Beziehungsfähigkeit.
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