Schlagwort-Archiv: Gespräch

Geltung erfahren, gelten lassen, Geltung gewähren.

Dieses unbegründete Setzen ist, so scheint es, im Richtig und Falsch, durch die Herrschaft der Moral, in den öffentlichen Räumen selten geworden.

Çai

Sie hob die obere der beiden Messingkannen hoch und hielt kurz inne, als sie bemerkte, dass ich sie wohlwollend betrachtete: Ich habe sie gestohlen, sagte sie lächelnd und zuckte mit den Schultern, als ob sie damals keine andere Wahl gehabt hätte: Aus einem Teegarten, hauchte sie: in Gülhane. In die bauchigen Seiten der Kanne war ein Emblem oder ein Muster geschlagen, das in der Dunkelheit nur unvollständig zu erkennen war: Ich lächelte zurück, verlegen, dann anerkennend: Die Dellen und Scharten, Gebrauchtspuren, wie sie ein Gegenstand des Haushalts auch im Lauf vieler Jahre nicht aufweisen würde, leuchteten sanft, rötlich und golden: Eigenartig, dass gerade sie im spärlichen Licht des Hofs hervor traten.

Diese Frau war zehn Jahre jünger als ich und mindestens ein Leben reicher und dass sie es ausgehalten hatte, erschien mir wie ein Wunder: Sie goss die kleinen, schmucklosen Teegläser, die auf kreisförmigen Untersätzen aus Porzellan standen, bis zur Hälfte voll: Bei uns tun das nur die Männer, flüsterte sie, deutete auf den Flüssigkeitsstand ihres Glases, nahm die zweite, etwas größere Kanne und füllte die Gläser bis knapp unter den Rand: Sie lehnte sich zurück, in dem sie sich mit dem rechten Arm an ihrem Knie fest hielt und griff nach ihrer Zigarette, die am Rand des Ziegels, auf dem ein Stövchen und die Kannen standen, lag: Sie tat einen tiefen Zug, als ob sie alle Nachdenklichkeit der Welt einsog und stieß sie mit aller Kraft wieder aus: So ist das Leben!

Ja, eine Menge Kraft lag in dieser Stimme, noch immer, dachte ich, trotz aller Enttäuschung: Nach einer Weile nippten wir an unserem Tee und sie begann wieder zu erzählen: Jung war sie, schön, und da war doch so viel Leid.

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Ein Parkgespräch.

Beinahe sommerliches Wetter: Ein älterer Herr sitzt verkehrt auf einer Parkbank, also mit dem Rücken zu mir. Er betrachte Gras und Büsche, Tulpen und Flieder, während er in sein smart-phone spricht. Das macht es mir leicht. Aber erst nach einiger Zeit erkenne ich, dass er gar nicht telefoniert…

…so ist der Park immer Kultur und gleichzeitig doch Natur. Natur als Ausgangsmaterial seines Gestaltungsprozesses, geformt, aber nicht grundsätzlich entfremdet, ein dauerhaftes, lebendes Symbol von Unterwerfung, eine Aporie: In jedem Park erleben wir unleugbar Natur im Moment ihres Nichtmehrseins. Mehr von diesem Beitrag lesen

Jedes Gespräch…

…ist eine Neu- und Weiterkonstruktion unseres Selbst.

Brücke und Mond – Gespräche IV

Etwas wird lebendig, erhebt sich und spricht; in Worten und Bildern, unklar und dann immer klarer: Das war weder neu, noch besonders, aber gerade deshalb unfasslich. Mehr von diesem Beitrag lesen

Gespräche III

Sie gesellen sich zu uns, ob wir wollen oder nicht … zu der Stimme, die wir selbst sind oder den vielen … Mehr von diesem Beitrag lesen

Malzkaffe. Gespräche II

Hellbraune Schaumkronen versinken in der dunklen Flut; es erheben sich feine Fäden von Dampf: Mein Löffel taucht dem Zucker hinterher, ich rühre um und zerstöre: Nach und nach kehren einige Bläschen und Fetzen von Schaum an die Oberfläche zurück. Mehr von diesem Beitrag lesen

Gespräche I

Warte, sagte sie, als ich sie an der Hand fassen, und ihre Unruhe vertreiben wollte: Meine Gedanken, sie fliehen! Mehr von diesem Beitrag lesen

WG-Gespräche I

Wir sind Gefäße für den Wahn und die Liebe dieser Welt. Bob drückte seine Schulterblätter nach hinten, und fuhr sich noch einmal durch sein Haar – er war zufrieden. Mehr von diesem Beitrag lesen

Ein Gespräch…

…das stattfand in einer kleinen Wohnung, die gerne eine Bibliothek gewesen wäre, ihrem Aussehen nach aber einer Altpapierlagerstätte glich. Wir schaufelten
uns den Weg, Sessel und Tisch frei, und setzten uns. Es gab grünen Tee und Kekse. Und noch wichtiger: Bleistift und Papier.
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