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Der Religion keinen Persilschein ausstellen.

Hamed Abdel-Samad im Interview mit Hans Rauscher, der — wie immer möchte ich fast schreiben — ein fürchterlicher Fragensteller ist; aber Abdel-Samads Antworten sind wichtig, weniger weil er den Islamismus als Faschismus liest, sondern weil er die Politisierung der Religion (von ihrem Anfang an) als Grundübel erkennt und benennt (er ist nicht der Erste, der das tut, Bassam Tibi hat das bereits vor Jahren getan, was wohl von vielen inzwischen vergessen wurde; die Diskussion ist also keineswegs neu, sie muss aber dennoch geführt werden).

Hamed Abdel-Samad konstatiert einen fließenden Übergang zwischen Islam und Islamismus und sieht keine Möglichkeit einer Trennung der beiden (Wer ist ein Islamist? Erst derjenige der anderen Köpfe abschneidet oder schon derjenige der seiner Tochter den Schwimmunterricht oder den Umgang mit Ungläubigen verbietet?). Er sieht die Notwendigkeit einer islamistischen Katastrophe, ähnlich die der europäischen Religionskriege (salopp formuliert: um zur Besinnung zu kommen); der Islamismus müsse eine militärische und moralische Niederlage erleiden, danach könne man ähnlich wie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg Demokratie und Rechtsstaat aufbauen (Marshallplan). Dass das wiederholt gescheitert ist, bleibt außen vor (schleierhaft warum Rauscher da nicht nachhakt): Unausgesprochen bleibt auch, dass hier eine Einsicht erforderlich wäre von der mir nicht ganz klar ist, woher sie kommen soll: Nur weil der Islamismus diskreditiert ist, bedeutet das nicht, dass man sich auch vom Grundübel der politisierten Religion befreit; auch nicht, dass man die sogenannten westlichen Werte übernimmt (deren Instrumentalisierung und einseitige Gültigkeit ja bereits jetzt erkannt werden).

Interessant wäre es gewesen, die eigene verschüttete aufklärerische Tradition wieder frei zu legen und zu beleben, dann wäre vielleicht eine Legitimation jenseits einer bloßen Übernahme „westlicher Werte“ möglich (hier liegt m.E. in erster Linie ein Legitimationsproblem vor und tatsächlich ist es verständlich, dass man sich sträubt, die Werte derjenigen zu übernehmen, die durch Interventionen und der Jagd mit Drohnen Interessen durchsetzen und Kollateralschäden in Kauf nehmen und dabei gegen ihre eigenen Werte verstoßen; von der Installation von Marionettenregierungen und anderem, ganz zu schweigen).

Abdel-Samads Modernebegriff erscheint, vielleicht aus Gründen der Gesprächssituation, als etwas eingeschränkt (er bezieht sich vor allem auf den Freiheitsbegriff).

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Im Grunde bin ich relativ normal.

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