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Aphorismen, Notate und Uneinsichtigkeiten VI

Die zentrale Erfahrung des Subjekts ist seine Lebendigkeit und sein zentrales Bemühen ist ihr Erhalt. Damit ist nicht Sterben, sondern Erkalten, Gleichgültigkeit und Empfindungsarmut, gemeint. Die Wahrnehmung der eigenen Lebendigkeit ist nicht grundsätzlich verschieden von der anderer; Gleichgültigkeit sich selbst gegenüber, ist Gleichgültigkeit anderen gegenüber. Mehr von diesem Beitrag lesen

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Beobachtung

Dass sich etwas zeigt und wie es sich zeigt, spricht bereits dagegen es Beobachtung zu nennen, weil es beinahe übergroß in den Beobachter hinein tritt: Umgebung, Dinge, Lebewesen, Menschen und keinesfalls rein visuell. Es passiert, die objektive Bestimmung der Beobachtung ist aufgegeben, besser: aufgehoben, wie die Bestimmung, dass der Beobachter für das Gelingen seiner Beobachtung verantwortlich ist. Man kann es auch als Verselbstständigung des Äußeren, von Teilen des Äußeren, bezeichnen, und je fremder man ihnen ist, je weniger man sie in ihrer Gesamtheit einzuschätzen vermag, also Einschätzungen und ein Verständnis nicht existieren, umso leichter und unmittelbarer gelingt es. Ist man befangen, kennt man das, was man mit seinen Sinnen berührt, ja ist man es gewohnt, dann verweigert es sich, gleichsam. — Passivität ist eine Voraussetzung, eine Art sinnliche Aufnahmebereitschaft, ebenso eine innere Gelöstheit, Leichtigkeit und Neugierde: Ein zweiter Modus des Sehens, der Wahrnehmung insgesamt, Empfindung in dem was sich zeigt, der sich nicht gut steuern lässt, aber unentbehrlich für die Vorstellungskräfte ist.

Angst des Beobachters

Dass ihn also einer spiegelt, so wie es ihm selbst immer wieder gelingt, und einige Augenblicke lang, bis auf den Grund seiner Seele sieht.

Erzählen…

…ist eine Behauptung gegenüber Logos und Idea und ihrer fast schon neurotischen Verbindung, ohne die beiden jedoch preiszugeben.

Die Setzung der Stimme

Das Existenzielle der Literatur ist die Gesetztheit der Stimme, die ohne den Stil nichts ist und sich doch nicht in ihm erschöpft: Die Stimme nötigt uns, sie für eine, – nein: die! –, Welt zu nehmen, von der wir wissen, dass sie es nicht ist und nicht sein kann und der wir uns doch nicht entziehen können. — Der Anspruch der Stimme geht über ihr Vermögen eine solche zu sein, durch ihre Beredtheit hinaus und dadurch wird sie, was sie ist: Andernfalls wäre sie bloß eine unter vielen und ohne Bedeutung.

Die Kraft der Literatur…

…zeigt sich an ihrem Vermögen den Leser (noch) zu entrücken.

Der Stil, oder…

…das Eigene.

Eine Stimme zu haben,…

…bedeutet einen Stil zu haben.

Sprache…

…ist das einzige Werkzeug, dass eben diesen Zustand bloß ein Mittel zu sein, zur Selbstzwecklichkeit hin überschreiten kann. — Man nennt das dann Literatur.

Eine Anmerkung

ist der Versuch, gedankliche Koinzidenz örtlich zu trennen.