Schlagwort-Archiv: Öffentlichkeit

Aphorismen, Notate und Uneinsichtigkeiten III

Der aufklärerische Anspruch muss sein, dass die Individuen, die durch ihre Angst zu einer Masse zusammengebunden wurden, ihres Zustands einsichtig werden und die daraus erwachsenden Konsequenzen begreifen. Übermächtige Angst macht nicht nur gefügig, sie lässt die existenziellen Bindungen des Individuums als bedeutungslos erscheinen.

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Aphorismen, Notate und Uneinsichtigkeiten II

Die Frage nach der Wahrheit kennzeichnet die Wissenschaft, die nach der Richtigkeit die Politik. Eine neue Steuergesetzgebung ist ebenso wenig wahr, wie Maßnahmen zum Erhalt der Gesundheit. Sie sind Vorhaben oder Ergebnis bestimmter Organisationsformen menschlicher Gemeinschaft und durch diese begründet. Ohne diese, wären sie nicht und sie könnten in diesen auch anders sein. Sie erfüllen ihren Sinn und Zweck, sind einem Ziel oder einer Sache angemessen, zutreffend, richtig eben. Und natürlich auch moralisch wie rechtlich zu bewerten und in praktischer Hinsicht folgenreich. Naturgesetzlichkeit ist der Politik fremd und wer diese in sie hineinträgt, beginnt ein autoritäres Spiel. Das bedeutet nicht, dass die Politik sich nicht um die Ergebnisse der Wissenschaft zu kümmern hätte, aber sehr wohl, dass erstere die Verantwortung trägt, Abwägungen und Entscheidungen trifft, nicht letztere. Die mediale Überpräsenz von Wissenschaftlern in einer Krise ist ein Zeichen für die Entscheidungsschwäche der Politik. Die Aufgabe der Politik aber ist es, zu führen, zu formulieren wie wir ein Problem lösen wollen und ihre diesbezüglichen Versprechen auf die nahe oder ferne Zukunft hin, werden gewiss plausibler, wenn Erkanntes in deren Bedingungen und damit: die ihres Handelns, eingeht.

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Toleranz impliziert…

…Wechselseitigkeit (oder sollte es; das wird gerne vergessen).

Ideologen schreien meist zuerst.

Egal ob sie getroffen werden oder treffen möchten.

Kritik aus „dem Inneren“: Walter van Rossum

Kritik an Medien und am Journalismus kommt zur Zeit mehrheitlich, wenn auch nicht ausschließlich von außen, den Sehern, den Lesern, den Rezipienten. Um so schwerwiegender ist es, wenn ein Journalist dem Betrieb eine geradezu vernichtende Kritik ausstellt und damit die Kritiker von außerhalb bestätigt und bestärkt: Der freie Autor und Medienkritiker Walter van Rossum ist manchmal etwas grob, was wohl seinem Ärger geschuldet ist, er klagt, ist gleichzeitig aber desillusioniert, bisweilen schimpft er fast; umso erstaunlicher ist sein Fazit: „Aber ich glaube alles in allem nicht, dass das System der alten Öffentlichkeit rehabilitierbar ist, ich halte es nicht einmal für wünschenswert. Irgendwie durchlebt die Gesellschaft gerade einen medienkritischen Crashkurs – was nach Jahren der medienkritischen Öde auch dringend nötig war. Dabei haben wir schon eines gelernt, was ich für großartig halte, nämlich das mediale Improvisieren. Wir basteln uns gerade – jeder auf seine Art – die Informationen zusammen, die wir brauchen. Und darin steckt in meinen Augen schon so etwas wie eine Skizze der medialen Zukunft. Ich finde die Chancen aufregender als die Klage über die Verluste.“

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Pegida: Phänomen einer Entfremdung?

Wenn die hier vertretene Leserichtung, möglicherweise auch nur in Teilen, zutreffend sein sollte, dann ist die Auseinandersetzung mit Pegida bedeutsam, weil ihre Ergebnisse über das konkrete Phänomen hinaus reichen: Pegida wäre dann, mehr in ihrer Zusammensetzung als in ihren Forderungen, eine Keimzelle gesellschaftlicher Entwicklungen und zugleich deren erstes Resultat. — Pegida ist keine Gefahr, aber vielleicht eine Wegmarke; Hysterisierungen sind unangebracht.

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Hülsen und Stil

Lässt sich unsere Realität mit den Worthülsen der Öffentlichkeit, wie sie uns gerade wieder um die Ohren fliegen, überhaupt noch angemessen fassen? Oder verschmieren sie mit dem, was wir uns schon zurechtgelegt haben? Ist eine Voraussetzung dieser Angemessenheit, die mit einer Kritik der Verschmierung gleichzusetzen ist, nicht auch eine stilistische?

Diskursethik und Demokratie

Einige Wortmeldungen, Beurteilungen und Stellungnahmen zu Pegida sind ein Anlass, um über die Grundlagen und die Wichtigkeit des öffentlichen Diskurses1 als Mittel der Verhandlung (über Politik) in Demokratien nachzudenken; daneben gibt es eine Reihe beinahe täglich angewandter rhetorischer Tricks, die die Methodik und die Konzeption des rationalen Diskurses unterlaufen und manipulieren: Man ist scheinbar Teilnehmer, setzt sich aber auf Grund von Scheinargumenten, unsachlichen Angriffen, Täuschungen, usw. durch. — Da dieser diskursive Rahmen als Kern unserer Demokratien immer wieder, nein, man muss sagen: laufend außer Kraft gesetzt wird, gilt es regelmäßig auf ihn hinzuweisen und ihn einzufordern, als Regelwerk, das letztlich allen politischen Diskussionen und Entscheidungen zu Grunde liegt und für Transparenz und Nachvollziehbarkeit sorgt.

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Um politisch zu wirken,

muss sich die Angst konkretisieren, also zur Furcht werden.

Der Shitstorm und die Zerstörung des öffentlichen Diskurses

Der Shitstorm ist gewiss nicht das letzte, aber sicherlich ein deutliches Anzeichen einer weitgehenden Infantilisierung und Emotionalisierung der öffentlichen (politischen) Debatte; er verbindet gedankenloses Handeln und konformes Verhalten mit dem Willen zur Herrschaft*.

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