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Çai

Sie hob die obere der beiden Messingkannen hoch und hielt kurz inne, als sie bemerkte, dass ich sie wohlwollend betrachtete: Ich habe sie gestohlen, sagte sie lächelnd und zuckte mit den Schultern, als ob sie damals keine andere Wahl gehabt hätte: Aus einem Teegarten, hauchte sie: in Gülhane. In die bauchigen Seiten der Kanne war ein Emblem oder ein Muster geschlagen, das in der Dunkelheit nur unvollständig zu erkennen war: Ich lächelte zurück, verlegen, dann anerkennend: Die Dellen und Scharten, Gebrauchtspuren, wie sie ein Gegenstand des Haushalts auch im Lauf vieler Jahre nicht aufweisen würde, leuchteten sanft, rötlich und golden: Eigenartig, dass gerade sie im spärlichen Licht des Hofs hervor traten.

Diese Frau war zehn Jahre jünger als ich und mindestens ein Leben reicher und dass sie es ausgehalten hatte, erschien mir wie ein Wunder: Sie goss die kleinen, schmucklosen Teegläser, die auf kreisförmigen Untersätzen aus Porzellan standen, bis zur Hälfte voll: Bei uns tun das nur die Männer, flüsterte sie, deutete auf den Flüssigkeitsstand ihres Glases, nahm die zweite, etwas größere Kanne und füllte die Gläser bis knapp unter den Rand: Sie lehnte sich zurück, in dem sie sich mit dem rechten Arm an ihrem Knie fest hielt und griff nach ihrer Zigarette, die am Rand des Ziegels, auf dem ein Stövchen und die Kannen standen, lag: Sie tat einen tiefen Zug, als ob sie alle Nachdenklichkeit der Welt einsog und stieß sie mit aller Kraft wieder aus: So ist das Leben!

Ja, eine Menge Kraft lag in dieser Stimme, noch immer, dachte ich, trotz aller Enttäuschung: Nach einer Weile nippten wir an unserem Tee und sie begann wieder zu erzählen: Jung war sie, schön, und da war doch so viel Leid.

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Es geht, auf österreichisch, weiter.

…wird nicht geladen, und der Ausschuss verkürzt fortgesetzt werden. Ein Flimmern huschte über den Schirm, dann fuhr die zierliche Nachrichtensprecherin fort: Das Wetter morgen, beständig und kühl. Hans war außer sich. Er fuhr mit den Handflächen unter den Tisch, sprang auf und riss ihn hoch: Unsere Biergläser wirbelten durch die Luft, Besteck und Aschenbecher fielen scheppernd zu Boden, dann splitterte das Glas. Das allgemeine Gemurmel erstarb, alle starrten Hans an, aber nicht einmal die mit Bier übergossenen Gäste wagten etwas zu sagen. Im Hintergrund flötete die Sprecherin, Hans ging ein paar Schritte auf das gegenüber liegende Fenster zu und drehte sich blitzartig um. Erst jetzt kippte der Tisch vollends und fiel krachend, wie eine Art Deckel, in die Stille hinein. Dieses Gesocks, brüllte er: Diese Arschlöcher! Er kam langsam näher, blieb stehen, den linken in den rechten Arm verschränkt und vor die Brust gespannt. Nur seine rechte Hand wippte, mit ausgestrecktem Zeigefinger, hektisch auf und ab. Und diese anderen Arschlöcher, die die Steigbügel halten, wenn ich … dann schlug er mehrmals mit seiner Faust in die flache Hand. Das kalte, unangenehme Klatschen lies meine Gesichtsfarbe schwinden, ich griff im Sitzen nach dem Tisch und stellte ihn wieder auf. Aus Hilflosigkeit bestellte ich noch zwei Krügerl, was der abseits stehende und offenbar verschreckte Kellner erst nach der dritten Wiederholung verstand. Mehr von diesem Beitrag lesen

Schwarz-weißes Kätzchen

Gestern,
war diese Katze,
wieder bei mir.
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Malzkaffe. Gespräche II

Hellbraune Schaumkronen versinken in der dunklen Flut; es erheben sich feine Fäden von Dampf: Mein Löffel taucht dem Zucker hinterher, ich rühre um und zerstöre: Nach und nach kehren einige Bläschen und Fetzen von Schaum an die Oberfläche zurück. Mehr von diesem Beitrag lesen